ein Community-Report von Tim Schumacher
Das Fischen an großen Talsperren stellt immer wieder auch erfahrene Angler vor eine Herausforderung. Einer so große Wasserfläche einen Fisch zu entlocken und dabei in zuvor kaum beangelten Tiefen zu agieren, kann einen zunächst sicherlich überfordern. Auch beim LMAB-Möhnesee Weekend konnte man beobachten, dass sich viele Angler mit der Umstellung auf die Gegebenheit zunächst schwertaten, letztendlich aber noch viele tolle Fische in den Booten landeten. Eine Methode, die ich und mein Bruder Jonas fast das ganze Jahr erfolgreich auf fast alle Räuber des Sees anwenden, ist das Dropshot-Angeln im Freiwasser.
Was ist das Besondere am Möhnesee?
Der Möhnesee ist mit über 10 km² Wasserfläche die größte Talsperre im Sauerland. Je nach Wasserstand sind die tiefsten Stellen bei über 30 m zu finden und der Gewässergrund ist relativ strukturarm. Wenn man jetzt nicht gerade im Frühjahr die Fische nach dem Laichgeschäft im Flachwasser vermutet, ist das Aufspüren der Räuber auf den ersten Blick nicht besonders einfach. Der Schlüssel zum Erfolg ist es, den Beutefisch Nummer eins des Sees zu finden, die Maränenschwärme. Ein Echolot ist hierfür natürlich unerlässlich. Wenn die Maränen sich nicht träge auf dem Boden tummeln, sondern sich durch Räuber gejagt in der ganzen Wassersäule verteilen, hat man eine gute Stelle gefunden.
Welches Tackle bringe ich mit?
Beim Dropshot-Angeln im Freiwasser kann man eine Vielzahl von Räubern überlisten. Von den üblichen Verdächtigen Hecht, Barsch, Zander über große Maränen wurden dieses Jahr sogar kapitale Aale auf Gummifisch gefangen. Man würde jetzt erwarten, dass aufgrund der großen Hechte, für die der Möhnesee bekannt ist, auch relativ schweres Tackle zum Einsatz kommt. Dem ist allerdings nicht so.
Um auch die feinen Bisse von Maränen und kleineren Fischen gut zu erkennen, verwenden wir relativ leichte Ruten mit feiner Spitze im Bereich von 10-15 g Wurfgewicht, die eigentlich in der Barschangelei zum Einsatz kommen. Umso wichtiger ist es deshalb, eine gute Rolle mit fein einstellbarer Bremse einzusetzen. Wenn ein großer Hecht einsteigt, kann dieser dann genügend Schnur nehmen und auch so sicher bewältigt werden. Da wir mitten auf dem See fischen und der Gewässergrund wie gesagt kaum Struktur bietet, kann man unbesorgt sein, dass der flüchtende Fisch die Schnur um irgendwelche Hindernisse wickelt und so entkommt. Wichtig ist aber, dass man eine Schnur mit genügend Tragkraft verwendet, die möglichst leise durch die Ringe der Rute gleitet.
Kunstköder mit Stahlvorfach
Ich persönlich nutze eine 8x geflochtene Schnur mit mindestens 12 kg Tragkraft.
Das Rig und die richtigen Köder
Wenn man am Möhnesee mit Kunstködern angelt, ist die Verwendung eines Stahlvorfaches obligatorisch. Eine elegante Möglichkeit diese Vorgabe beim Dropshot Rig zu beachten, bietet die Verwendung von VMC-Spinshot Haken. So verwendet man das Stahlvorfach nur oberhalb des Köders und die Montage ist somit hechtsicher. Mit einer Klemmhülse ist das Rig im Handumdrehen montiert und der Stahl ist für die Fische, die den Köder meist von unten attackieren, nicht so leicht erkennbar. Auch der Abstand von Blei zum Köder wird wesentlich länger gewählt als beim Dropshot-Angeln sonst üblich, um den Köder möglichst attraktiv zu präsentieren. 1,5 m oder mehr sind hier nicht zu viel.
Diese Köder sind ideal
Als Köder empfehle ich kleine Köder in 3-4 Inch. Wenn man gezielt auf Hecht fischen will, kann es aber auch eine Nummer größer sein. Im klaren Wasser des Sees ist es ratsam Gummis in natürlichen Dekoren, die ähnlich der Farben der kleinen Maränen sind, zu benutzen. Silber mit blauem oder schwarz/grauem Rücken ist bei mir immer erste Wahl. Eine auffälligere Farbe ist im tiefen Wasser aber auch immer einen Versuch wert. Vom Schaufelschwanz bis No-Action Ködern kann alles angeboten werden.
Dieses Jahr haben wir aber besonders auf Pintail-Köder gute Ergebnisse erzielt und das auch in der wärmsten Jahreszeit. Man kann die Köder wie bei einem Jighead auf den Haken aufziehen, persönlich hake ich sie aber meistens nur am Kopf des Köders ein (Nose-hooked).
Extratipp:
Ab und an kann man eine angeschlagene kleine Maräne an der Oberfläche einsammeln, die sich ebenfalls hervorragend als Köder für diese Methode eignet.
Methode: Pelagisches Dropshot
Das Schöne am pelagischen Dropshot-Angeln ist, dass man relativ einfach die komplette Wassersäule unter dem Boot beangeln kann. Normalerweise regelt man ja mit dem Abstand zwischen Blei und Köder in welcher Tiefe beim Dropshot-Fischen geangelt wird und bewegt den Köder so quasi in konstanter Tiefe im heißen Bereich. Bei der pelagischen Variante verlassen wir aber mit dem Blei den Gewässergrund und kurbeln das komplette Rig langsam nach oben. Wenn ich langsam sage, meine ich wirklich langsam. Teilweise wird die Rolle nur in Zeitlupengeschwindigkeit eingekurbelt. Wildes Anjiggen oder Zupfen unterlasse ich völlig. Solange ich auf dem Echolot keine größeren Fische ausmachen kann, fische ich mit meinem Köder die Futterfischschwärme an und kurbele meinen Köder langsam durch. Wenn mein Köder nun den Schwarm langsam verlässt, ist es für den lauernden Räuber das perfekte, vom Schwarm isolierte, Beutefischchen welches, vielleicht sogar angeschlagen, langsam zur Oberfläche treibt. Sind einzelne große Fische erkennbar, lohnt es sich diese auch direkt mit der gleichen Methode anzufischen. Die Spannung steigt, wenn man sieht, dass der Fisch dem Köder in Richtung Oberfläche folgt. Oft ist eine Attacke schon im Vorfeld erkennbar. Nun heißt es Ruhe bewahren und den Anschlag nicht zu früh setzen.
Zusammenfassung
Das pelagisch Dropshot-Angeln mit kleinen Ködern ist super effektiv an Seen, die einen guten Maränenbestand haben und in denen man besonders auch in tieferen Wasserschichten fischen möchte. Zudem hat man ein breites Spektrum an potenziellen Zielfischen, sodass eigentlich immer was beißt. Die langsame Präsentation ist kinderleicht und man kann das spannende Geschehen direkt unter dem Boot auf dem Echolot verfolgen.
Angelkarten für den Möhnesee bekommt man an der Tankstelle in Körbecke und bei Angel Ussat am Südufer des Sees. Bei dem Angelladen von Uli Beyer ist man auch gut aufgehoben, wenn man ein Boot für seinen Angelausflug mieten möchte. Die Preise für die Angelkarten gestalten sich folgendermaßen: Tageskarte 8 Euro 2-Tageskarte 15 Euro Wochenkarte 25 Euro Jahreskarte 70 Euro (+Pfand Fangliste 10 Euro bei Rückgabe bis 31. Mai des Folgejahres)
Ab nächstem Jahr sollen die Karten auch online erhältlich sein. Weitere Informationen sind noch nicht bekannt. Für ein privates Angelboot mit Elektromotor benötigt man zusätzlich eine Plakette, die entsprechend der Bootsgröße nochmal etwas kostet. Für ein kleines Angelboot wie wir es besitzen sind das etwas über 70 Euro pro Jahr.
In Action könnt ihr diese Art zu fischen hier im Video sehen:
Petri Heil und viel Spaß am Wasser, Euer Tim
Tim Schumacher hat diesen Artikel als Leserreporter für hechtundbarsch.de geschrieben.