<h2>Kaufberatung Angelruten</h2><p>Die Geschichte der Angelrute ist inzwischen sehr alt. Bereits vor mehreren hundert Jahren verwendeten Menschen Angelruten, da sie die Vorteile gegenüber der Handleine erkannt hatten.</p><p>Doch was ist die vornehmliche Aufgabe einer Angelrute? Früher waren Angelschnüre aus Pferdehaaren, Seide, Tierhaut oder Tierdärmen. Sie hatten genau wie die später folgenden Nylonschnüre ein gewisses Maß an Dehnung. Doch wurde die Kraft des Fisches dennoch eins zu eins übertragen und der fehlende Puffer führte häufig dazu, dass sich Fische vom Haken losrissen. Zudem war die Reichweite mit einer Handangel sehr begrenzt. Mit der Erfindung der Angelrute gab es hier die ersten Verbesserungen.</p><p>Heute haben Angelruten deutlich vielfältigere Aufgaben. Weite, seilgenaue Würfe, punktgenaues Positionieren des Köders, Puffer und Krafthebel beim Drill des Fisches, Bisserkennung und „Fühlen“ des Gewässergrundes.</p><p>Je nach Angelart sind die Ansprüche an die Ruten sehr unterschiedlich. Es ist also kaum möglich, alle notwendigen Eigenschaften für alle Rutenkategorien anzugeben. Dennoch sollen euch die nachfolgenden Abschnitte wichtige Hinweise zur Kaufentscheidung bei eurer Angelrute geben.</p><h2>Allgemeines zu Angelruten</h2><p>Moderne Angelruten bestehen zumeist aus Kohlefaser. Teilweise wird diese Kohlefaser in Mischung mit anderen Materialien wie Glasfaser, Aramid oder Titan verarbeitet. Doch auch reine Glasfaserruten sind immer noch im Einsatz und erleben in einigen Bereichen des Angelns eine Renaissance.</p><h3>Blank: Rohling</h3><p>Die eigentliche Rute, also der Rohling, wird als <strong>Blank</strong> bezeichnet. Diese Blanks werden aus gewebten Kohlenfaser- oder Glasfasermatten zusammengestellt, die unterschiedliche Qualitätsstufen haben können. Je dichter die einzelnen Fasern in den Matten gewebt werden, desto höher ist die Qualität. Diese wird normalerweise in Tonnen (z.B. 30 t) angegeben. Doch auch die Bezeichnung IM wird verwendet.</p><p>Neben der Kohlefaser muss auch ein Harz verwendet werden, welches die Matten nach dem Rollen auf einen Stahlkern (Mandrell) zusammenhält. Auch das verwendete Harz und vor allem der Harzanteil entscheiden über Qualität, Gewicht und Eigenschaft eurer Angelrute. Die hochwertigsten Angelruten werden aus <em>„prepeg“</em>-Matten gerollt. Diese Matten sind mit Nanoharzen <em>vorimprägniert</em> und sehr stark und leicht.</p><div><h3>Ringe</h3></div><p>Es gibt <strong>beringte</strong> und <strong>unberingte</strong> Angelruten unterschiedlichster Ausführungen. Zu den unberingten Ruten zählen die Stippruten, die zum Friedfischangeln zum Einsatz kommen und sogenannte „Inliner“-Ruten, die zum Beispiel zum Meeresalgen eingesetzt werden. Letztere haben keine äußerlich sichtbaren Ringe. Die Schnur verläuft durch den Rutenblank. Meist sind nur der Durchbruch im Rutenblank und die Rutenspitze mit einem <em>Ring</em> ausgestattet. Einige Hersteller verwenden eine Art „Ringspiralen“, um die Schnur im Inneren der Rute zu führen.</p><h3>Rollenhalter</h3><p>Stippruten und Tenkara-Ruten haben keinen <strong>Rollenhalter</strong>, da hier keine Rollen zum Einsatz kommen. Alle anderen Ruten sind mit einem Rollenhalter versehen, der die Angelrolle fest an der Rute positioniert.</p><p>Hierfür gibt es <strong>Schraubrollenhalter</strong> in unterschiedlichen Ausführungen, Überschubrollenhalter und Klapprollenhalter. Schraubrollenhalter sind mit Abstand am verbreitetsten. Überschubrollenhaltern kommen häufig bei Matchruten, Fliegenruten und Friedfischeruten zum Einsatz. Klapprollenhalter finden sich zumeist bei Forellenruten und seltener an Brandungsruten. An Ruten, die starken Kräften ausgesetzt sind, sollten ausschließlich stabile Schraubrollenhalter montiert sein.</p><p>Bei den meisten Ruten findet sich der Rollenhalter mittig am Griffstück. Bei Fliegenruten leichterer Klassen dagegen ist der Rollenhalter meist am Ende des Griffes angebracht.</p><h3>Rutengriff</h3><p>Der <strong>Rutengriff</strong> sollte in erster Linie den sicheren Halt der Rute in der Hand des Anglers gewährleisten. Spinnruten, mit denen dauernd geworfen wird, sind daher meist mit Griffen aus EVA (Duplon) oder Kork ausgestattet. Bei anderen Rutentypen werden aus Gründen der Gewichtsersparnis oder aus optischen Belangen teilweise spartanische Griffe aus <a href="/collections/schrumpfschlauch">Schrumpfschlauch</a> oder aufgerautem Carbon verwendet.</p><p>Stärke und Länge des Griffstückes sollten zur Angelart passen und richten sich in gewissem Maße nicht zuletzt auch nach den individuellen Ansprüchen des Anglers. Bei Weitwurfruten spielt der Abstand von Rollenhalten und Griffendstück eine große Rolle und sollte auf die anatomischen Voraussetzungen des Anglers abgestimmt werden, damit dieser die Rute beim Wurf optimal aufladen kann. Bei einigen Ruten kann aus diesem Grund der Rollenhalter in seiner Position verstellt werden.</p><p>Generell sollte bei Ruten, mit denen schwere Gewichte geworfen werden, die unteren Griffteile länger ausgeführt sein, um einen besseren Hebel zu erreichen. Im Gegensatz dazu sollten Ruten, die vom <a href="/collections/bellyboote" target="_self">Bellyboot</a> oder Kajak zum Einsatz kommen möglichst kurze Griffenden haben, da diese ansonsten schnell die Handhabung behindern können.</p><h4>Die wichigsten Rutentypen</h4><ul><li>Spinnrute</li><li>Matchrute</li><li>Karpfenrute</li><li>Stipprute</li><li>Bologneserute</li><li>Bootsrute</li><li>Welsrute</li><li>Stellfischrute</li><li>Fliegenrute</li><li>Schlepprute</li></ul><p>All diese <strong>Grundtypen von Ruten</strong> lassen sich jeweils noch in viele weitere Kleingruppen unterteilen. Sucht ihr eine Rute für einen bestimmten Zielfisch, dann schaut einfach in unseren Shop in die jeweiligen <strong>Zielfischruten</strong> hinein, wo die für diese Ruten wichtigen Eigenschaften näher erläutert sind.</p><h4>Eigenschaften der Rutenkategorie</h4><table><tbody><tr><td><strong>Rutentyp</strong></td><td><strong>Wichtige Eigenschaften</strong></td></tr><tr><td>Spinnrute</td><td>Leicht, schnelles Rückstellvermögen, beste Ringe, gut balanciert, optimale Rückmeldung durch beste Materialien und speziellen Aufbau</td></tr><tr><td>Matchrute</td><td>Leicht, viele kleine Ringe, relativ lang zum Werfen langer Montagen, sollte sich bei leichten Gewichten bereits gut aufladen</td></tr><tr><td>Karpfenrute</td><td>Relativ lang für hohe Weiten und gute Kontrolle kampfstarker Fische, wenige große Ringe für maximale Wurfweite, beste Aufladung und zähes Rückgrat</td></tr><tr><td>Stipprute</td><td>Möglichst leicht, sehr straff, sollten sich auf die Länge möglichst wenig durchbiegen, gute leichtgängige Steckverbindungen</td></tr><tr><td>Bologneserute</td><td>Viele kleine Ringe, sehr leicht und straff, viel Rückgrat</td></tr><tr><td>Bootsrute</td><td>Kurz, kräftig, unempfindlich gegen Schläge und Stöße, kräftiges Rückgrat, nicht zu schwer</td></tr><tr><td>Welsrute</td><td>Kräftiges Rückgrat, meist Glasfaseranteil um Bruchfestigkeit zu erhöhen, Gute Ringe, viel Power hohe Wurfgewichte</td></tr><tr><td>Stellfischrute</td><td>Lang, nicht zu schwer, zähes Rückgrat</td></tr><tr><td>Fliegenrute</td><td>Möglichst leichte Ringe (Drahtringe), parabolische oder semiparabolische Drillaktionen, spezieller Rollenhalter</td></tr><tr><td>Schlepprute</td><td>Extreme Biegsamkeit zur Vorspannung mit Downriggern, viele kleine Ringe, Glasfaseranteil</td></tr><tr><td>Brandungsrute</td><td>Sehr lange für weiteste Würfe, wenige große Ringe, hohe Wurfgewichte von um 200 g, nicht zu harte Spitze zur Bissanzeige</td></tr></tbody></table><h3>Welche Rutenlänge ist ideal?</h3><p>Je nach Einsatzzweck sollten Angelruten eine sehr unterschiedliche Länge haben. Generell benötigt man große Längen zum Werfen langer Montagen, zum Erreichen extremer Wurfweiten und zum Fischen über Wellen. Auch Stippruten, Bologneseruten und Stellfischruten müssen lang ausgeführt sein, da mit ihnen nicht geworfen wird, sondern die <a href="/collections/koeder">Köder</a> punktgenau auf Rutendistanz präsentiert werden müssen. Hier bieten sich auch große Vorteile bei der Driftkontrolle der Montage in der Strömung.</p><p>Bootsrute sollten dagegen möglichst kurz ausgeführt werden. Große Wurfweiten sind nicht notwendig. Stattdessen müssen Köder direkt unter dem Boot, teilweise im Echolotkegel (bei Vertikalruten) kontrolliert werden. Auch bei Heraufpumpen von schweren Fischen aus der Tiefe bieten die kurzen Ruten enorme Vorteile. Nicht zuletzt verringert sich die Kraftanstrengung durch den kürzeren Hebel und die Bruchgefahr bei Fluchten unter das Boot wird minimiert.</p><p><img src="https://cdn.shopify.com/s/files/1/0548/9197/0669/files/rutenaktion.png" alt="Rutenaktion" width="409" height="230"></p><p><a href="/collections/spinnruten">Spinnruten</a> sollten eine dem Einsatzzweck angepasste Länge aufweisen. Bitte lest dazu auch die Kaufberatung über Spinnruten.</p><p>Brandungsruten sind für extreme Weitwürfe mit schweren Gewichten konzipiert. Zudem soll die gespannte <a href="/collections/vorfaecher-und-schnuere">Schnur</a> möglichst über den Wellen der Brandung verlaufen, wofür die erhöhte Länge ebenfalls vorteilhaft ist. </p><h3>Wurfgewicht</h3><p>Das Wurfgewicht wird bei fast allen Ruten aufgedruckt. Es gibt das Ködergewicht an, welches mit der Rute geworfen werden kann. In den meisten Fällen ist das Wurfgewicht in Gramm angegeben. Doch auch Angaben in Unzen (Oz.) sind vor allem bei japanischen und amerikanischen Herstellern verbreitet. Eine Unze sind hierbei 28 Gramm, sodass die Angaben und Unzen direkt in Wurfgewichte in Gramm umgerechnet werden können.</p><p><img src="https://cdn.shopify.com/s/files/1/0548/9197/0669/files/wurfgewicht.jpg" alt="Wurfgewicht" width="565" height="217"></p><p>Karpfen- und Bootsruten haben meist kein aufgedrucktes Wurfgewicht. Hier werden Schnurklassen oder Biegekurven in englischen Pfund (lb) angegeben. So sind bei Bootruten Angaben wie 20 - 50 Pfund gebräuchlich. Bei Karpfenruten findet ihr zum Beispiel 3 lb, was die Biegekurve mit angehängten 3 Pfund beschreibt. Diese Angabe lässt sich nicht direkt in Wurfgewichte umrechnen, allerdings zeigt die Erfahrung, dass eine Rute mit 3 lb mindestens 100 Gramm schwere Gewichte maximal durchgezogen bewältigt.</p><p><strong>Wurfgewichte sind lediglich Empfehlungen</strong>. Sie decken oft einen mehr oder weniger großen Bereich von Ködergewichten ab. Hierbei ist die untere angegebene Grenze als das Gewicht zu sehen, ab dem sich eine Rute passabel auflädt, also durch das Ködergewicht beim Durchziehen eine ausreichende Verspannung aufbaut, um diesen auf Weite zu bringen.</p><p>Die <strong>obere Wurfgewichtsgrenze</strong> markiert den Bereich, ab dem die Belastungsgrenze beim Wurf erreicht wird. Da von den meisten Herstellern ein „<em>Sicherheitsfaktor</em>“ mit eingeplant wird, könnt ihr auch mit diesem Wurfgewicht normalerweise noch voll durchziehen, ohne die Rute zu gefährden. Dass dies jedoch nicht immer gewährleistet ist, solltet ihr euch vorsichtig nach und nach an diese Grenze herantasten. Auch größere Wurfgewichte als angegeben können meist noch mit weniger Kraft geworfen werden, wenn es mal nötig sein sollte.</p><p>Das optimale Wurfgewicht eurer Rute liegt häufig etwa in der Mitte des angegebenen Wurfgewichtsbereiches.</p>